Proben

Mittwochs jeweils 20:00 - 22:00 Uhr

Während der Winterthurer Schulferien finden die
Proben nicht statt.

Aus der Geschichte der Kantorei Töss

Von Heinz Hinrikson

Die Auflösung des Vorgängerchores Singkreis Töss Ende 2008 machte den Weg frei zur Gründung der Kantorei Töss. Der neue Name signalisiert besser als der vorherige, dass es sich um einen Chor mit evangelischem Fundament handelt.

Hier ein knapper Rückblick auf die Geschichte des Vorgängerchores, der in Töss während rund fünfzig Jahren immer wieder wichtige musikalische Akzente gesetzt hat:

Den Singkreis Töss hatte Willy Münch, der damalige Tösser Kirchenmusiker, 1959 mit sangesfreudigen Jugendlichen und Erwachsenen initiert, um die ältesten Mitsingenden seines grossen Jugendchores weiterhin 'bei der Stange halten' zu können. Und das 'Miteinander' der Chöre eröffnete dem Leiter neue und spannende Perspektiven.

Unter Willy Münchs Leitung hat der Singkreis Töss zusätzlich zu den regelmässigen Mitwirkungen im Gottesdienst regelmässig ambitionierte Konzertprogramme einstudiert, wie Kurzmessen von W.A. Mozart oder Oratorien von G.F. Händel und J.S. Bach. Zum Chordienst gehörte auch das Singen in auswärtigen Gottesdiensten, meist verbunden mit einer gemeinsamen Wanderung. Mit grosser Energie setzte Willy Münch den Mitsingenden immer wieder neue Ziele. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn 1983, seinen Beruf aufzugeben.

Wer würde die Person sein, die in die Lücke trat? Als Nachfolger wählte die Kirchenpflege per 1. August 1983 den jungen Kirchenmusiker Hans-Jörg Ganz. Ihn, der damals, nach Erlangung des Orgeldiploms, am Anfang seiner Ausbildung zum Kantor stand, hatte ganz besonders die Vielfalt der musikalischen Aufgaben in Töss interessiert.

Für den Singkreis Töss begann eine neue Blütezeit. Hans-Jörg Ganz erwies sich als begabter Chorleiter und Motivator, welcher dem Singkreis Töss neue Klangwelten zu öffnen verstand. Durch sein musikalisches Netzwerk kam es regelmässig zur interessanten Zusammenarbeit mit aussergewöhnlichen Solisten und Instrumentalensembles, was dem Chor von Bach bis Radermacher, von Glaus und Britten bis Purcell, Vivaldi, Haydn und Mozart immer wieder unvergessliche Konzertaufführungen ermöglichte.

Doch auch für den Singkreis Töss galt: andere Zeiten – andere Bedürfnisse. Innere und äussere Veränderungen hinterliessen Spuren. Der Zustrom an neuen Kräften begann zu stocken, der regelmässige Probenbesuch liess nach. Mit einem neuen Chor vocal track suchte Hans-Jörg Ganz der Popularmusik mehr Raum zu geben; mit dem Chor vocalino entstand eine eigentliche Gottesdienstsinggruppe. Daneben wurde der finanzielle Spielraum für Musikprojekte deutlich enger. Im Singkreis Töss wurden Jahresbeiträge eingeführt; der Förderverein Tössemer Kirchenmusik setzte sich ein für eine konstruktive Beziehung der Chöre zur Kirchenpflege.

Nach 25 Jahren unter der Leitung von Hans-Jörg Ganz hat sich der Chor 2010 neu ausgerichtet. Unter dem neuen Namen Kantorei Töss ist er nun als Verein organisiert, welcher projektweise arbeitet und neben möglichst vielen Vollmitgliedern auch Projektmitglieder umfasst, die sich jeweils nur für ein bestimmtes Projekt verpflichten.


Kantorei Töss 2010 – 2021

Von Karl Streiter

Diese neue Organisation hat sich bis heute bewährt: Die Kantorei konnte spannende, ungewöhnliche und anspruchsvolle Werke erarbeiten. Ungewöhnlich war gewiss die szenische Aufführung des „Gevatter Tod“ (Der ewige Arzt) von Cesar Bresgen (1913–1988) im Dezember 2011. Neben der Johannes-Passion und dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach wurden auch „kleinere“ Kostbarkeiten aufgeführt: die Markus-Passion von Friedrich Nicolaus Bruhns (1637–1718) sowie die „Schwedische Volksmesse“ aus dem Jahr 2000 von Hans Kennemark und Alf Hambe. Als Kontrast zu einer klassischen „Morgenmusik“ in der Kirche (2017) gab es ein festliches Abendessen für die Zuhörer im Kirchgemeindehaus mit passender lockerer Musik („C’est si bon“, 2017) oder einen „Klangspaziergang“ (2015) in die freie Natur, mit Volks- und aufmüpfigen anderen Liedern.

Im Mai 2017 gab Hans-Jörg Ganz bekannt, dass er Ende des Jahres 2018 seine Stelle als Kantor und Organist der Kirchgemeinde Töss aufgeben werde. Mit dieser frühen Information ermöglichte er es den Sängerinnen und Sängern der Kantorei, dem Vorstand und der Kirchenpflege, nach einer 33 Jahre langen „Ära Ganz“ eine Lagebeurteilung vorzunehmen und die Schritte für eine Nachfolgeregelung einzuleiten.

Als Ergebnis interner Umfragen und Diskussionen setzten die Kantorei, der vocal track und der Kirchenchor eine gemeinsame Findungskommission ein, die aus mehreren von der Kirchenpflege vorgeschlagenen Kandidaten zwei mögliche Nachfolger bzw. Nachfolgerinnen für Hans-Jörg Ganz auswählen sollte. Anschliessend sollten die Chöre im Rahmen von Probedirigaten die definitive Wahl treffen. Das Ergebnis im Herbst 2018 war eindeutig: Fast einstimmig wurde Tabea Schöll von allen drei Chören als Wunschkandidatin benannt, und die Kirchenpflege folgte diesem Wunsch offenbar gern. Tabea Schöll gewann sehr schnell das Vertrauen der Chöre, das Programm war vielfältig und anspruchsvoll. Umso grösser war das Bedauern, als sie mitteilte, dass sie bereits im Sommer 2019 ihrem Mann, der eine neue Stelle antrat, nach Luzern folgen werde und daher nicht in Töss bleiben könne.

„Zurück auf Feld eins“ – es blieb nichts anderes übrig, als das gesamte Berufungsverfahren neu aufzurollen. Neue Kandidatinnen und Kandidaten, neue Empfehlungen, neue Probedirigate. Und wieder setzte sich eine junge, hochbegabte Frau gegen erfahrene ältere Kandidaten durch: Carmen Haas, wie sie damals noch hiess, überzeugte alle durch Sachkenntnis, Geschick und ihre Ausstrahlung. Sie stürzte sich mit Schwung und Begeisterung auf ihre neuen Aufgaben, und die Kantorei machte ebenso begeistert mit.

Das spielte sich alles bis Ende 2019 ab – Anfang 2020 hatte vielleicht der eine oder die andere mal etwas von Corona gehört, aber dieses Virus war ja weit weg in China. Bis es dann Mitte März 2020 aus Bundesbern hiess: „Singen ist verboten.“ Keine Aufführung des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart, keine Chorproben, völlige Ungewissheit darüber, wie oder wann es weitergehen sollte. Unsere Kantorin Carmen Reverdin entwickelte trotzdem Ideen und plante „für alle Fälle“: Nach den Sommerferien 2020 waren für kurze Zeit Proben und kleine Auftritte möglich. Am Bettag konnten wir singen und den traditionellen Chorausflug machen, dann hatte die Pandemie wieder alle und alles im Griff.

Carmen Reverdin meisterte diese Krise mit grossem Geschick: Sie bot Proben via Internet (Zoom) an, organisierte digitale Gesangsbeiträge kleiner Gruppen für die Advents- und die Passionszeit und plante unbeirrt für den Moment, an dem „normale“ Chorproben und Auftritte wieder möglich sein würden. Der Aufwand hat sich gelohnt: An den reduzierten Proben seit Mai 2021 und der Wiederaufnahme eines fast regulären Probenbetriebs (mit Maske!) im Juni 2021 haben sich praktisch alle Mitglieder der Kantorei beteiligt. Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die Kantorei Töss bestehen bleibt – und auch wieder neue Mitglieder und Projektsänger anzieht!

Statuten

Die Vereinstatuten der Kantorei können hier heruntergeladen werden: Statuten.